DIE WIEGE DER FURCHT
OUVERTURE
Du wirst sterben!
Stykmar saß im Passagierabteil der Landefähre. Mit dem Kopf lehnte sie an der Scheibe des Sichtfensters und die Kälte des Transparitglases kühlte ihre Schläfe. Aus dem Augenwinkel suchte sie die Sterne, die kleinen Lichtpunkte in der ewigen Dunkelheit. Dort draußen, weit entfernt von allem herrschte die Stille und in der Stille ... lauerte der Tod ...
Zwei Tage zuvor…
“Ich ersuchte Darth Krayne um Hilfe, in der Hoffnung auf ein Bündnis, einer Allianz und was ist die Antwort?” Darth Sartalis Sprachmodul überschlug sich bei dem Versuch, die Nuancen aus Wut und Verachtung wiederzugeben. “Ich erwarte nicht weniger als seine persönliche Anwesenheit und was macht er? Er sendet mir ein Mädchen!”
Viele Gerüchte gab es über den Sith. Einige besagten, dass er durch einen Unfall fast zwei Drittel seines Körpers, durch kybernetische Implantate ersetzen musste. Andere, dass er diese Veränderungen freiwillig vornahm. Stykmar beobachtete, wie sich ein metallener Arm, aus dem rechten Ärmel der scharlachroten Robe schob, der in einer Faust aus Klauenfingern endete. Die menschliche Hand des Mannes strich nervös über den kahlen Schädel.
“Mein Lord.” Mit einer Verbeugung antwortete sie. “Ich bin die Schülerin von Darth Krayne und im Namen meines Meisters kann ich Euch versichern, dass….”
“Das ist mir egal, was ihr mir versichern könnt. Ich brauche Kämpfer, ich brauche Soldaten, eine Armee, ich brauche die gesamte Macht von Darth Krayne, um all das hier schützen zu können. Nicht die Dienste eines Kindes, das bewaffnete Schergen mit sich führt.”
“Diese Soldaten gehören zu der Eliteeinheit der Sturmkrähen Legion meines Meisters, sie sind bereits in der Festung verteilt. Wir sind hier, um die Artefakte zu beschützen, und das werden wir auch.” Stykmars Stimme verlor zunehmend an Höflichkeit. Trotz widriger Umstände gelang es ihr und ihren Soldaten rechtzeitig, vor den Streitkräften der Republik hier auf Golandor Vier einzutreffen. Ein Planet, der als Hauptquartier für Darth Sartalis Forschungen der alten Mysterien diente. Ein Sumpfplanet, auf dem es außer Schlamm und Felsen nichts Weiteres gab, ist ein idealer Ort für die Studien der dunklen Seite. Militärisch hatte diese Welt nie eine taktische Funktion erfüllt.
Bis vor wenigen Wochen Streitkräfte des Zakuul Imperiums, scheinbar aus einer Laune heraus, die Verteidigung der Sith für diesen Sektor vernichtete, wurde er schlagartig zu einem Eroberungsziel der Republik. Die Republik nannte es Befreiung von zwangsbesetzten Welten, aus imperialer Sicht war es schlicht und ergreifend eine Katastrophe. Doch auch wenn es für das Golandor System schlecht stand, konnte aus einem Desaster ein Vorteil gezogen werden.
Viele Jahre schon bat Darth Krayne um eine Audienz bei Darth Sartalis. Seine Sammlung von Artefakten war berühmt, aber der Cyborg Sith hatte ihn immer abgewiesen. Jetzt, wo Golandor Vier auf dem Präsentierteller lag, erinnerte dieser sich wieder an ihn.
“Mylady, wir haben die Information erhalten, dass die Schiffe der Republik in knapp zwei Stunden eintreffen.” Der Soldat trat einen Schritt zurück und sie deutete der Gruppe an, sich zu entfernen. “So wie es aussieht mein Lord, werden wir in der Tat mit den Höflichkeiten zum Ende kommen müssen und anfangen, Eure Artefakte zu schützen.”
“Und wie soll das aussehen, wie wollt ihr mit ein paar Fähren und einer lächerlichen Anzahl an Soldaten dem gesamten Planeten verteidigen? Ihr werdet nicht einmal diese Festung hier sichern.” Darth Sartalis Stimme brach plötzlich ab als Stykmar ihr Lichtschwert aktivierte.
Gedankenschwer atmete er durch. “Ah, jetzt verstehe ich. Es sind nur die Artefakte, um die es Euch geht.” Durch die kybernetischen Verbesserungen konnte der Sith auf das zentrale Sicherheitssystem der Anlage zugreifen. Er nutzte dafür nicht die Macht. In den Jahren hatte er angefangen, mehr und mehr den technischen Aufwertungen zu vertrauen. Die künstlichen Augen zeigten ihm die Aufzeichnungen der Sicherheitskameras an. In fast jedem Bereich der Bastion lagen ermordete Wachmänner herum, während Kraynes Leute seine Schätze in Kisten verpackten.
Die Furcht schwand aus der Stimme und Verachtung nahmen ihren Platz ein. “Du dummes Kind, dachte dein Lord ernsthaft, er kann mir meine Geheimnisse entreißen? Oh nein, es geht doch nur um das Eine, oder?” Er streckte den kybernetischen Arm aus, die metallenen Klauenfinger zogen sich zurück und statt ihrer wurde der Griff eines Laserschwertes ausgefahren. “Wenn Darth Krayne glaubt, ich gebe das Wissen der schwarzen Herzen so einfach Preis, ist er ein noch größerer Narr, als ich es annahm.” Mit einem lauten Klack rastete die Waffe ein.
“Mein Meister weiß, dass ihr das Geheimnis nicht entschlüsseln konntet.” Angewidert von dem Cyborg, dessen Hang zur Kybernetik für sie eine Schwäche darstelle, wollte sie ihre Abscheu ihm gegenüber nicht mehr unterdrücken. “Aber ihr könnt gewiss sein, er wird Eure Forschungen abschließen.”
“Das werden wir noch sehen….” Darth Sartalis Waffe erwachte zum Leben. Durch das Kugelgelenk am Unterarm konnte er das rotglühende Lichtschwert zur Seite klappen und wie einen Propeller kreisen lassen. Der Klang der Rotation erinnerte an einen gigantischen Bienenschwarm, der sich auf die Frau stürzte. Instinktiv nahm sie eine abwehrende Kampfhaltung ein, der Sith Lord hatte sie überrascht und sie wusste, dass es für diese Art von Angriff kaum eine Verteidigung gab.
Du wirst sterben… Sollte ihr Meister recht behalten?
Stykmar wich zurück, keine ihrer Kampfstrategien konnte es mit Darth Sartalis rotierenden Lichtschwertarm aufnehmen. Das Einzige was ihr kurzzeitig Deckung gab, bestand in den Säulen des Saals. Doch auch die wurden von ihm im Sekundentakt zertrümmert. Gesteinsbrocken schleuderten durch den Raum und zerplatzen auf dem Boden. In ihrer Bewegung immer weiter zurückgedrängt geriet sie durch die Trümmer ins Straucheln und ihr Gegner nutze den Moment gnadenlos aus. Er stoppte die Rotation seiner Waffe, fuhr das Schwert zurück in die Senkrechte und drosch mit der gesamten Härte der Kybernetik auf sie ein. Jeder Schlag schwächte ihre Abwehr bis der Cyborg ihr letztenendlich das Lichtschwert aus der Hand schlug. Zitternd und kraftlos lag sie auf dem Boden.
“Jämmerliches Ding, Dein Meister schickte Dich in den Tod. Wie fühlt es sich an, versagt zu haben?” kicherte er schrill.
“Mein Meister sagte mir, dass ich sterben werde.” Stykmar wischte ihren Schweiß vom Gesicht. Darth Sartalis Klinge schwebte nur wenige Zentimeter von ihrem Kopf entfernt. “Er sagte, ich würde sterben….Aber nur … ”. Langsam richtete sie ihr Kinn auf und sah ihrem Gegner in die Augen. Die dunkle Seite loderte in ihr auf. “Wenn ich es zulasse!” Die letzten Worte klangen wie die Geräusche eines Fallgitters, wie geschärftes Metall, das auf stumpfen Stein schlug und einen Funkenregen erzeugte. Die Handfläche bündelte die Macht vor sich, um sie mit voller Wucht in Richtung des überraschten Widersachers zu entfesseln. Der Sith wurde durch den Raum geschleudert. Im Flug sah er, wie Darth Kraynes Schülerin aufstand und ihr Lichtschwert zurück in ihre Hand flog.
“Noch einen Hinweis für Euch mein Lord, diese Säulen sind tragende Elemente.” Ein erneuter Machtstoß ihrerseits löste die letzten Verankerungen in der Decke über Darth Sartalis und ein Regen aus Steinen und Trümmern begrub ihn unter sich.
Die Elektronik des Cyborg Körpers schaltete die Notfallprotokolle ein, der metallene Arm konnte einige Gesteinsbrocken zur Seite drücken, die zerstörten mechanischen Beine reagierten nicht, Funken sprühten aus den aufgerissenen Kabeln. Sartalis zerschmetterter humanoider Arm hing in Fetzen aus Fleisch und Knochen an ihm herab. Beschwerlich schaffte er es, die Reste seines Leibes aus den Trümmern zu ziehen. Der Gedanke an Hoffnung wurde jedoch durch den Klang von Stykmars Lichtschwert im Keim erstickt.
Ohne weitere Worte schlug sie zu und trennte die obere Schädelplatte des Sith ab. Das Hirn des Mannes leuchtete in einem hellen Ockerton, durchzogen von Adern und Metallfäden. Mit einem schmatzenden Geräusch stach Stykmar mit den Fingern zwischen die beiden Hirnhälften, ertastete den primären Speicherkern und riss ihn heraus.
Triumphierend stand sie vor der Leiche, in der Hand ihre verschmierte Trophäe fest umklammert. Sie hatte das Gerät intakt bekommen. Der Sith war so mit dem eigenen Überleben beschäftigt, dass er in der Sekunde des Todes die Daten nicht löschte. All seine Erinnerungen, das gesamte Wissen und sämtliche Forschungen gehörten jetzt ihrem Meister.
Die Stimme eines ihrer Soldaten unterbrach die Stille. “Mylady, wir haben die Artefakte in die Shuttles geladen, die Republik wird bald eintreffen.”
Stykmar nickte dem Sergeant zu “Geben sie den Befehl zum Abrücken. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt.”
Heute…
Stykmar überwachte das Entladen der Relikte aus den Shuttles. Hier, an Bord der Gravesinger, katalogisierten Experten die Artefakte und bereiteten sie für den Weitertransport an verborgen Orte vor.
Den Speicherkern jedoch, hielt sie fest in der Hand, um ihn ihrem Meister persönlich auszuhändigen. Er war das Zeichen, dass sie seine Lektion verstanden hat.
ICH GEWINNE JEDEN KAMPF,
AUßER MEINEM LETZTEN …
VIELEN DANK an JULIA und SMARTEN!
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